Derzeit herrscht große Verunsicherung in Puncto „Corona Virus“ (COVID-19 / SARS-CoV-2), da in den Medien und sozialen Netzwerken auch viel Widersprüchliches zu lesen ist. Mindestens so problematisch wie die Epidemie selbst ist die „Infodemie“ – also Gerüchte, Falschmeldungen und „Fake-News“.
Dem möchten wir, genauso wie die WHO, entgegenwirken, indem wir hier versuchen, diejenigen Fragen, welche Paare rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und „Corona-Virus“-Erkrankung jetzt aktuell beschäftigen, durch den erfahrenen Reproduktionsmediziner Dr. Maximilian Murtinger (Ärztlicher Leiter NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech – Bregenz) zu beantworten.
„Wie sollte ich mich beim nächsten Besuch im IVF-Zentrum verhalten?“
Dr. Murtinger: Als Kinderwunschzentrum sind wir selbstverständlich bestrebt, auch unsere Patientinnen und Patienten vor einer möglichen „Corona-Virus“-Erkrankung bestmöglich zu schützen. Wir bitten unsere Paare unser Kinderwunschzentrum nicht zu betreten, wenn sie unter Symptomen leiden, die eine Ansteckung mit dem „Corona-Virus“ vermuten lassen, oder wenn Sie sich innerhalb der letzten Wochen in einem der aktuellen Risikogebiete aufgehalten haben bzw. Kontakt zu möglicherweise infizierten Personen hatten. Die derzeitigen Risikogebiete umfassen:
- In China: Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan)
- Im Iran: Provinz Ghom, Teheran
- In Italien: Region Emilia-Romagna, Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien.
- In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI): Stand: 02.03.2020
„Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?“
Dr. Murtinger: Wir lassen unseren Patientinnen und Patienten immer objektive und aktualisierte Informationen zukommen und setzen die Empfehlungen der Behörden und Gesundheitseinrichtungen um. Aktuell wird die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung etwa in Deutschland als mäßig eingestuft. (Quelle: RKI: Stand: 02.03.2020, 12h30 Uhr). Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung stellt den wichtigsten Infektionsweg dar. Generell sollten die gleichen Vorsichts-, Schutz- und Hygiene-Maßnahmen beachtet werden, wie in der einer üblichen Grippesaison. Dazu gehören eine gute Handhygiene, der Verzicht auf Handschlag bei der Begrüßung und das Abstandhalten von Erkrankten – übrigens auch zu Personen mit Erkältung oder Grippesymptomen. (https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html).
„Wie gefährlich ist es, wenn ich schwanger bin?“
Dr. Murtinger: Infektionen mit COVID-19 verlaufen in der Regel leicht, gelegentlich auch ohne Symptome. Wie gefährlich der Erreger ist, kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden – doch scheint dieser Erreger deutlich weniger gefährlich als MERS und SARS zu sein, eher ähnlich der saisonalen Grippe (Quelle: AGES, Stand: 03.03.2020). In wenigen Fällen verläuft eine Erkrankung schwer. Erkrankungen mit tödlichem Ausgang betreffen vor allem ältere Menschen und/oder Menschen mit schweren chronischen Vorerkrankungen. Es gibt derzeit keinerlei Anhaltspunkte dass eine COVID-19/ SARS-CoV-2 Infektion bei Schwangeren schwerer verlaufen könnte als bei Nicht-Schwangeren. Ebenso sind bestätigte Fälle einer Übertragung des Virus auf das ungeborene Kind bisher nicht beschrieben (Stand: 02.03.2020).
„Was kann ich jetzt tun, sprich während der Kinderwunschbehandlung und danach?“
Dr. Murtinger: Neben den üblichen Vorsichtsmaßnahmen empfehlen wir Kinderwunschpatientinnen eine Impfung gegen Grippe, nicht zuletzt um eine Doppelinfektion von COVID-19/ SARS-CoV-2 und Influenza zu vermeiden. Dies gilt sowohl für ungeimpfte Schwangere, als auch ungeimpfte Frauen mit Kinderwunsch. Ein Risiko für die Schwangere durch die Impfung gegen das Influenza Virus besteht nicht, auch ein Verschieben der Kinderwunschtherapie ist nicht nötig, da es sich hier um einen sogenannten Totimpfstoff handelt. Eine Schwangerschaft stellt daher keine Kontraindikation für eine Grippeimpfung dar. Auch wenn die Grippesaison 2019/2020 ihren Höhepunkt scheinbar überschritten hat, sollten Sie sich auch jetzt noch gegen Influenza impfen lassen. Eine Impfung gegen Influenza ist Schwangeren sogar ausdrücklich angeraten. Die Ständige Impfkommission in Deutschland (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung allen Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (z.B. Asthma oder Diabetes) ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel.
Links:
https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Coronavirus—Haeufig-gestellte-Fragen.html
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/coronavirus-das-sollten-eltern-wissen/211680
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/corona-virus-und-schwangerschaft/
https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html?nn=13490888